Die Angst, „zu viel“ zu sein – Selbstwert in Freundschaften und Beziehungen
- Maximilian Schierl
- 12. Mai
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 20. Mai
Viele Menschen haben Angst mit ihrer Emotionalität, Tiefe, Kommunikationsfreude oder ihrem Bedürfnis nach Nähe „zu viel“ zu sein. Diese Angst ist oft nicht laut, sondern still. Sie äußert sich durch Rückzug, übermäßige Rücksichtnahme, Vermeidung von Offenheit und ein immer leiser werdendes Ich.
Wer sich doch einmal öffnet, wird oft mit Sätzen konfrontiert wie: "Du bist anstrengend", "Das ist mir zu viel gerade“, „Warum kannst du nicht einfach mal locker sein?“
Was bleibt, ist das Gefühl: Ich bin falsch. Ich bin zu intensiv. Ich bin zu kompliziert.
In diesem Beitrag erfährst du, woher diese Angst kommt, was sie mit deinem Selbstwert zu tun hat und wie du Schritt für Schritt lernen kannst, dich zu zeigen, ohne dich kleinzumachen.

"Zu viel sein"
Definition: Es geht um eine tiefe Unsicherheit, ob das eigene Sein, mit allem, was dazugehört, in engen Beziehungen willkommen ist. Diese Unsicherheit betrifft nicht nur einzelne Gefühle, sondern oft das ganze Selbstbild.
Zitat: „Du bist nicht zu intensiv! Andere sind nur nicht daran gewöhnt, dass jemand sich wirklich zeigt.“
Warum haben so viele Menschen Angst, „zu viel“ zu sein?
Hinter der Angst "zu viel" zu sein, steckt oft die früh erlernte Erfahrung, dass emotionale Offenheit zu Ablehnung führt. Vielleicht hast du als Kind gehört: „Jetzt sei nicht so empfindlich!“, „Du übertreibst schon wieder.“, Oder deine Gefühle wurden ignoriert, bagatellisiert oder gar bestraft.
Wenn wir diese Erfahrungen in Freundschaften, Partnerschaften oder im Beruf wiederholen, dann entsteht der Eindruck: Ich bin falsch, wenn ich mich zeige. Und weil wir dazugehören wollen, ziehen wir uns zurück, versuchen, unkompliziert zu sein, „pflegeleicht“.
Der Preis? Innere Vereinsamung.
„Zu viel“ – aber für wen eigentlich?
Es hängt immer davon ab, wer dir gegenübersteht. Was für den einen Mensch „zu viel“ erscheint, kann für jemanden anderen genau die Art von Tiefe sein, nach der er sich sehnt.
Die Frage ist also nicht: Bin ich zu viel?
Sondern: Warum glaube ich, dass ich mich anpassen muss, um geliebt zu werden?
Wer in seinem Umfeld immer wieder hört, dass man „übertreibt“, „zu kindisch“ oder „anstrengend“ ist, beginnt irgendwann zu verstummen. Dabei liegt das Problem selten bei der Tiefe selbst, sondern darin, dass sie bei anderen Unfähigkeit oder Unsicherheit auslöst, sich ebenfalls ehrlich zu zeigen.
Was hat das mit Selbstwert zu tun?
Ein gesunder Selbstwert erlaubt dir, dich selbst als wertvoll zu empfinden, auch wenn du nicht allen gefällst. Es erlaubt dir, Nähe zu suchen, ohne dich zu verbiegen. Und vor allem erlaubt es dir, deine Tiefe nicht mehr als Schwäche, sondern als Qualität zu erkennen.
Wenn dein Selbstwert hingegen wackelt, suchst du dauernd nach Rückversicherung.
Du fragst dich: Ist das okay, wie ich bin? – Ist das zu viel? – Bin ich zu sensibel?
Ein instabiler Selbstwert führt dazu, dass du dich über andere definierst. Du fühlst dich nur dann sicher, wenn andere dich nicht in Frage stellen. Und sobald sie es doch tun, beginnst du, dich selbst zu kritisch zu hinterfragen.
Wie kannst du die Angst loslassen, zu viel zu sein?
Der Schlüssel liegt nicht darin, weniger zu fühlen oder dich weniger mitzuteilen, sondern darin, die eigenen Maßstäbe und dein Umfeld zu überdenken.
Du darfst lernen, dich so anzunehmen, wie du bist, ohne dich ständig zu bewerten.
Du darfst lernen, dass Tiefe nicht automatisch Last bedeutet.
Du darfst lernen, dich mit Menschen zu verbinden, die deine Tiefe sehen, aushalten und wertschätzen können.
6 Impulse für mehr Selbstwert und echte Verbindung:
1. Höre auf, dich zu bewerten.
Beobachte dich, ohne dich ständig zu analysieren oder zu optimieren.
2. Erinnere dich an frühere Erlebnisse.
Wer hat dir vermittelt, dass du „zu viel“ bist? Und war diese Person selbst in der Lage, Nähe zuzulassen?
3. Teile dich bewusst mit.
Nicht jedem, aber jenen, die echtes Interesse zeigen. Nähe braucht Auswahl.
4. Finde gesunde Gegenüber.
Du musst nicht weniger fühlen. Du brauchst Menschen, die mitfühlen können.
5. Sag dir selbst: Ich darf so sein.
Nicht nur laut, sondern regelmäßig. Ein Satz wie „Ich darf so sein, wie ich bin“ oder „Ich bin genau richtig so“ kann enorm stärkend wirken.
6. Feiere deine Tiefe.
Deine Art, zu denken, zu fühlen und zu kommunizieren ist keine Störung, sie ist Verbindungspotenzial.
Fazit:
Du bist nicht zu viel ,du bist ehrlich.
Du bist nicht anstrengend, du bist lebendig.
Du bist nicht falsch, du bist vielleicht nur umgeben von Menschen, die sich selbst nicht fühlen wollen.
Du möchtest lernen, dich zu zeigen, ohne dich zu verlieren?
Du möchtest deine Tiefe leben, ohne Angst, Beziehungen dadurch zu belasten?
Ich unterstütze dich gerne dabei, deinen Selbstwert zu stärken und deinen Platz in Beziehungen klarer und sicherer einzunehmen.