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AutorenbildMaximilian Schierl

Männer und ihre Gefühle

In diesem Beitrag geht es um Männer und Männlichkeit: Warum Männer tendenziell weniger Zugang zu ihren Gefühlen haben, warum das Zulassen von Gefühlen für viele so schwierig ist, was Männer tun können, um dies zu lernen, und welche Vorteile das mit sich bringt.


Disclaimer:

Das Thema „Männlichkeit“ lässt sich nur schwer in einem einzigen Blog-Beitrag zusammenfassen. Deshalb gehe ich hier nur auf einen kleinen Teil ein, um ein wenig mehr Einsicht in die männliche Gefühlswelt zu gewähren. Da es heute eine Vielzahl von Meinungen zum Thema „Geschlecht“ gibt, wird es immer schwieriger, seine individuelle Definition der eigenen Geschlechterrolle zu finden, vor allem unter dem Einfluss traditioneller sowie aktueller Geschlechterrollen.



Männer und ihre Gefühle


Männlichkeit / Mann sein


Definition: Genau darum geht es. Bitte lies diesen Beitrag und finde deine eigene Definition für den Begriff „Mann“ oder „Männlichkeit“.


Zitat: „Wahrhaft mutige Männer sind jene, die ihre Herzen öffnen und ihre Schwächen zeigen können.“ – Bryant H. McGill

Warum sind viele Männer scheinbar so unsensibel?


Über Generationen hinweg wurde Männern eingeprägt, „stark“ zu sein, der Fels in der Brandung, der keine Schwäche zeigt. Früher war das möglicherweise sogar notwendig, um in der rauen Natur als Jäger oder Krieger seinen Platz in der Gesellschaft zu sichern. Dieser Platz trug essentiell zum Überleben der Menschen bei. Aber heute sind wir doch weiter als damals, oder?

Heute herrschen andere Zeiten, und ob diese einfacher sind als früher, darüber lässt sich streiten. In diesen unruhigen, schnellen und digitalen Zeiten ist es meiner Meinung nach noch viel schwieriger, seinen Platz und seinen eigenen Wert zu finden. Männer müssen heutzutage viel mehr Rollen bedienen als nur „den Krieger“. Von vielen wird oft immer noch verlangt, der Versorger und Beschützer zu sein. Gleichzeitig muss der „Mann von heute“ aber auch einfühlsam, kommunikativ und der perfekte Liebhaber und Hausmann sein. Diese zwei Seiten der Medaille sind nur sehr schwer miteinander zu vereinen, da sie völlig gegensätzliche Eigenschaften verlangen.

Die perfekte Mitte wird es wohl für die wenigsten geben. Der Spalt zwischen den verschiedenen Rollen ist groß und macht es umso schwieriger. Hinzu kommt, dass wir uns gerade in einer Umbruchphase bezüglich Geschlechterrollen befinden. Es gibt viele Menschen, die sich klar für oder gegen neue Muster aussprechen und in die Extreme gehen. Diese Muster zu durchbrechen und sich diesem kollektiven Systemen zu widersetzen, erfordert unbeschreiblich viel Reflexion, Energie und Mut. Dabei den eigenen Ansprüchen und denen der heutigen Zeit gerecht zu werden, stellt eine große Herausforderung dar.


Vom Krieger zum heutigen Mann


Wenn wir in der Zeit zurückblicken, wird uns klar, dass der kriegerische "Urzeit-Mann" nur wenig Gefühle zulassen konnte. Von klein auf wurde Männern beigebracht, keinen Schmerz zu fühlen, und Männlichkeit beruhe auf Gewalt, Macht und Dominanz. Schwäche zu zeigen oder sich in andere hineinzuversetzen, hatte damals keinen Platz.

Die heutige Gesellschaft bietet uns den Luxus, weit mehr als nur „Krieger“ zu sein. Speziell in Deutschland haben wir fast uneingeschränkte Möglichkeiten, uns als moderner Mann zu verwirklichen: im Job, in der Familie, als Mensch.

Aber wie können Männer diese Möglichkeiten überhaupt annehmen, wenn über Jahrhunderte hinweg andere Werte weitergegeben und verinnerlicht wurden?


Sei ein Mann! Aber was bedeutet das?


"Mann sein", "den Mann stehen", "männlich sein" – das ist schnell gesagt, aber die Bedeutung dahinter ist heute individueller als je zuvor. Wir wissen, wie es früher war und auf welche neuen Herausforderungen Männer heute in ihrem Leben stoßen. Aber was bedeutet nun „Mann sein“?

Für meine persönliche Definition bedarf es viel Akzeptanz. Männlichkeit definiert sich für mich persönlich über die Fähigkeit, eben genau diese neuen Herausforderungen im eigenen Leben zu entdecken und zu meistern. Jeder auf seine eigene Art und Weise. 

Manche definieren Männlichkeit über physische Stärke. Das bedeutet jedoch nicht, dass derselbe Mann nicht auch gefühlvoll und offen sein kann, eigene Fehler eingestehen oder, ganz simpel, die Farbe Rosa mögen kann.

Jeder sollte seine Männlichkeit und die einzelnen Aspekte des "Mann sein" selbst definieren und ausleben. Wir sollten mit Offenheit auf die neuen Arten der Männlichkeit zugehen und versuchen, weg vom Bild des kalten, emotionslosen Kriegers hin zum „individuellen“ Bild des modernen Mannes zu arbeiten. Der Schlüssel dazu liegt oft in der physischen UND psychischen Gesundheit, um sich selbst so zu kennen und hinterfragen zu können und final, den eigenen "Weg" zu finden.


Haben Männer überhaupt Gefühle?


JA – genauso wie jeder Mensch haben auch Männer tiefe Gefühle und das Bedürfnis, diese zu zeigen. Es steckt jedoch immer noch viel „Erziehung“ aus früheren Zeiten in uns, die dieses "Zeigen" für manche sehr schwer zugänglich macht. Manchmal fühlt es sich schlichtweg unmöglich an, diese Gefühle und Bedürfnisse überhaupt anzuerkennen. Nicht jeder hat das soziale Netz und den Mut, sich mit sich selbst auseinandersetzen, Gefühle und Bedürfnisse wahrnehmen und äußern zu können.


Wieso sind Gefühle und deren Äußerung so wichtig?


Ich vergleiche das Verarbeiten von Gefühlen gerne mit dem Lernen: Das Aufnehmen und Verarbeiten von Informationen, um diese für uns nutzbar zu machen. Nur so entwickeln wir uns weiter. Gefühle prasseln auf uns ein und müssen, genau wie Informationen, verarbeitet werden.

Um uns weiterzuentwickeln, müssen wir Gefühle verarbeiten. Um Gefühle zu verarbeiten, müssen wir sie zulassen, spüren, einordnen, über sie nachdenken, sprechen, sie begreifen und am Ende aus ihnen lernen. Wenn wir das nicht tun, haben wir Schwierigkeiten, uns zu entwickeln, und werden irgendwann von der Wucht der unterdrückten Gefühle „übermannt“ (auch ein sehr interessanter alter Ausdruck in diesem Kontext).


Wie kann „Mann“ lernen, Gefühle besser zuzulassen?


Ganz lange gab es eine einzige sozial anerkannte Emotion für Männer – Wut.

Diese wurde und wird immer noch dazu benutzt, Motivation, Gewaltbereitschaft und Aggression zu aktivieren. Es wurde trainiert jedes Gefühl in Wut umzuwandeln. Trauer ist „unmännlich“ und schwach, also werden wir wütend. Scham bedeutet, sich selbst einen Fehler einzugestehen und sich dafür zu schämen. Das würde Schwäche und Machtverlust bedeuten, also werden wir (meist unbewusst) lieber wütend. 

Jede negative Emotion ist so viel leichter, wenn sie in Wut umgewandelt wird, da Wut stark ist. Und durch Wut stark zu sein, ist immer noch sozial sehr anerkannt. Jeder "Mann" darf wütend sein. "Ein wütender Mann ist ein starker Mann!" ABER "Ein weinender Mann ist ein schwacher Mann?" Schwäche und Stärke sind sehr oft sowohl in der Wut als auch in der Traurigkeit zu finden. Und ein wütender Mensch, ist meistens ebenso ein trauriger Mensch.


In erster Linie müssen die meisten Menschen lernen, das „wahre“ Gefühl hinter der Maske zu identifizieren und sich dann mit dem Auslöser, der Situation und dem dazugehörigen Gefühl auseinanderzusetzen. So kann man den Raum zwischen Reiz und Reaktion nutzen, die Reaktion bewusst wählen und „Herr“ über unsere Gefühle werden! Und nicht, von unseren Gefühlen "beherrscht" werden.


6 Tipps, wie du im Alltag üben kannst, besser mit deinen Gefühlen umzugehen:


  1.  Versuche in Alltagssituationen, die Gefühle, die aufkommen,

zu identifizieren, bevor du reagierst.

  2. Stell dir die Frage, was genau welches Gefühl in dir ausgelöst hat.

  3. Gib dir selbst die Zeit und die Möglichkeit, diese Gefühle auszuleben.

  4. Sprich mit deinem/deiner Partner/in, im Freundeskreis, in der Familie oder mit

Therapeut*innen darüber, wie es dir wirklich geht und was dich beschäftigt.

  5. Normalisiere auch die negativen Gefühle in deinem Leben.

Sie haben wichtige Funktionen und gehören genauso zu dir wie die positiven.

  6. Suche dir Vorbilder, die deinem „Optimalbild“ von „Männlichkeit“ entsprechen.


Fazit:


Der „stärkste“ Mann ist der, der sich seiner Männlichkeit so bewusst und sicher ist, dass er Schwäche zugeben kann und aus seinen Schwächen neue Stärke bezieht.


Du willst lernen, wie du deine individuelle Version von „Männlichkeit“ entdecken kannst? Du willst lernen, deine Bedürfnisse besser zu erkennen und der „Herr“ deiner Gefühle zu werden? Du benötigst Unterstützung, deinen Platz in deiner Beziehung, Familie, Arbeit oder deinem gesamten sozialen Umfeld zu finden?


Dann kontaktiere mich kostenfrei. Ich unterstütze dich gerne in meiner Praxis, deine eigenen Werte und Prioritäten zu finden und deine individuelle Version von „Männlichkeit“ und dir als „Mann“ zu entwickeln. 



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