5 Sprachen der Liebe – Das solltest du unbedingt wissen!
- Maximilian Schierl

- vor 1 Tag
- 6 Min. Lesezeit
Die meisten Paare haben schon einmal von den „5 Sprachen der Liebe“ gehört. Vielleicht auch du: Lob & Anerkennung, Zweisamkeit, Geschenke, Hilfsbereitschaft und Körperliche Nähe. Doch so oft, wie dieses Modell in Büchern, Podcasts und Social Media zitiert wird – so oft wird es auch missverstanden.
In meiner Arbeit als Paartherapeut erlebe ich täglich, dass Paare zwar glauben, ihre Liebessprache zu kennen, sie aber falsch anwenden. Das führt zu Enttäuschungen, Missverständnissen und dem Gefühl: „Ich gebe so viel – und trotzdem fühlt sich mein Partner nicht geliebt.“
In diesem Artikel erfährst du, was wirklich hinter den 5 Sprachen der Liebe steckt, wie du sie in deiner Beziehung richtig nutzen kannst und warum das Modell trotz Kritik wertvoll bleibt. Und das Beste: Am Ende wartet ein interaktiver Selbsttest, mit dem du herausfindest, welche Sprache du am liebsten empfängst und welche du selbst am stärksten gibst.
Stell dir vor, jeder Mensch trägt einen unsichtbaren „Liebestank“ in sich. Für den einen füllt er sich durch warme Worte, für den anderen durch kleine Gesten oder durch Nähe. Wenn dein Partner dir also Geschenke macht, du aber eigentlich Zweisamkeit brauchst, bleibt dein Tank leer. Beide geben ihr Bestes und trotzdem herrscht Frust. Genau hier wird sichtbar, warum so viele Beziehungen aneinander vorbeilieben.
Definition
Die Theorie der 5 Sprachen der Liebe stammt von Gary Chapman, der 1992 sein gleichnamiges Buch veröffentlichte. Chapman war Seelsorger und Paarberater. Auf Grundlage seiner Beobachtungen entwickelte er ein Modell, das bis heute weltweit Millionen von Menschen inspiriert.
Die Grundidee: Jeder Mensch hat bevorzugte Arten, Liebe auszudrücken und zu empfangen. Chapman unterteilte diese in fünf Kategorien:
Lob & Anerkennung (Words of Affirmation)
Zweisamkeit (Quality Time)
Geschenke (Receiving Gifts)
Hilfsbereitschaft (Acts of Service)
Körperliche Nähe (Physical Touch)
Wissenschaftlich betrachtet ist das Modell eher ein praktisches Werkzeug als eine empirisch gesicherte Theorie. Es vereinfacht komplexe Dynamiken, ist aber gerade deshalb so leicht verständlich und wirksam im Alltag.
Zitat: „Liebe wird nicht nur in deiner Sprache gesprochen – manchmal liegt die echte Magie genau da, wo wir bereit sind, die Sprache des anderen zu lernen.“ – Gary Chapman
Die 5 Sprachen der Liebe im Detail
1. Lob & Anerkennung (Words of Affirmation) Worte haben Macht. Ein ehrliches „Ich bin stolz auf dich“ kann mehr bewirken als ein teures Geschenk. Für Menschen mit dieser Sprache sind Komplimente, Dankbarkeit und aufbauende Worte der wichtigste Ausdruck von Liebe. Aber Vorsicht: Kritik trifft sie oft besonders hart.,
2. Zweisamkeit (Quality Time) Handy weg, Blickkontakt, echtes Zuhören. Für diese Menschen zählt vor allem die ungeteilte Aufmerksamkeit. Es geht nicht um die Menge der Zeit, sondern um die Qualität. Schon wenige Minuten intensives Gespräch können mehr Nähe erzeugen als ein ganzer Tag nebeneinander auf der Couch.
3. Geschenke (Receiving Gifts) Oft missverstanden als Oberflächlichkeit. In Wahrheit geht es nicht um den Wert, sondern um die Symbolik: „Ich habe an dich gedacht.“ Ein spontanes Lieblingsgetränk aus dem Supermarkt kann mehr Liebe ausdrücken als ein großer Anlass.
4. Hilfsbereitschaft (Acts of Service) Taten statt Worte: den Müll rausbringen, ohne dass man darum bittet, oder dem Partner eine Last abnehmen. Für Menschen mit dieser Sprache bedeutet Unterstützung im Alltag wahre Nähe. Wer diese Gesten übersieht, übersieht für sie Liebe.
5. Körperliche Nähe (Physical Touch) Berührungen sind hier der Schlüssel. Eine Umarmung, Händchenhalten oder ein Schulterklopfen geben Sicherheit und Verbundenheit. Wichtig: Es geht nicht nur um Sexualität, sondern um jede Form der körperlichen Verbindung.
Häufige Missverständnisse
Auf den ersten Blick wirkt das Modell logisch und klar. Doch genau darin liegt die Gefahr: Viele Paare glauben, es gäbe nur eine Sprache, die sie „haben“. So hört man oft Sätze wie: „Ich bin halt der Körperkontakt-Typ.“ In Wahrheit tragen wir alle fünf Sprachen in uns, nur unterschiedlich stark ausgeprägt.
Ein weiteres Missverständnis liegt darin, dass die Sprache, die wir sprechen, nicht immer die ist, die wir selbst empfangen möchten. So gibt es Menschen, die ununterbrochen Geschenke machen, aber selbst am meisten Lob und Anerkennung bräuchten. Paare übersehen dadurch oft Liebesgesten des anderen, weil sie in einer anderen Sprache geschehen.
Sie fühlt sich ungeliebt, weil er keine Komplimente macht, obwohl er ständig im Haushalt hilft. Er fühlt sich nicht wahrgenommen, weil sie zwar lobt, aber nie aktiv etwas abnimmt. Beide meinen es gut! Doch trotzdem fühlen sich beide gleichzeitig nicht gesehen.
Hinzu kommt: Manche nutzen die Sprachen als Forderung. „Wenn du mich liebst, dann…“ – das ist der völlig falsche Ansatz. Zuneigung und die Sprache der Liebe ist ein Angebot, keine Bedingung.
Auch die Vorstellung, dass die Sprachen unveränderlich sind, führt zu Problemen. In Wahrheit verändern sie sich oft – je nach Lebensphase, Stresslevel oder persönlichen Bedürfnissen.
Der interaktive Selbsttest: Welche der 5 Sprachen der Liebe sprichst du?
Jetzt bist du dran. Nimm dir Zettel und Stift oder dein Handy und beantworte die folgenden Fragen auf einer Skala von 0 = trifft überhaupt nicht zu bis 5 = trifft voll und ganz zu.
1. Lob & Anerkennung (Words of Affirmation)
Empfangen:
Komplimente meines Partners sind mir extrem wichtig.
Ein ehrliches „Danke“ bedeutet mir mehr als ein Geschenk.
Kritik trifft mich emotional stärker als andere Dinge.
Ich brauche oft Bestätigung, dass mein Partner stolz auf mich ist.
Komplimente geben mir wichtige Energie für den Alltag.
Geben:
Ich sage meinem Partner regelmäßig, was ich an ihm/ihr schätze.
Ich lobe bewusst auch kleine Dinge, z. B. erledigte Aufgaben.
Ich schreibe gerne liebevolle Nachrichten oder Zettel.
Mir fällt es leicht, Anerkennung in Worte zu fassen.
Ich ermutige meinen Partner oft mit aufbauenden Worten, wenn er/sie unsicher ist.
2. Zweisamkeit (Quality Time)
Empfangen:
Ich fühle mich am meisten geliebt, wenn mein Partner mir die volle Aufmerksamkeit schenkt.
Ablenkungen wie Handy oder TV beim Gespräch stören mich besonders.
Gemeinsame Rituale (z. B. Spaziergänge, Abendessen) sind mir extrem wichtig.
Schon 10 Minuten echte Zweisamkeit bedeuten mir mehr als ein materielles Geschenk.
Wenn mein Partner „keine Zeit“ hat, verletzt mich das oft.
Geben:
Ich plane bewusst gemeinsame Zeit, auch wenn es nur kurz ist.
Ich achte darauf, beim Zusammensein Ablenkungen zu vermeiden.
Ich schlage regelmäßig Aktivitäten vor, die wir gemeinsam machen können.
Für mich ist es selbstverständlich, Zeit für meinen Partner freizuhalten.
Ich genieße es, wenn wir auch ohne große Pläne einfach zusammen sind.
3. Geschenke (Receiving Gifts)
Empfangen:
Kleine Überraschungen lösen in mir große Freude aus.
Ich bin enttäuscht, wenn ich bei Anlässen nichts bekomme.
Mir ist die Symbolik eines Geschenks wichtiger als der Preis.
Ich freue mich extrem, wenn jemand etwas gezielt für mich ausgesucht hat.
Überraschungsgeschenke bleiben mir lange in Erinnerung.
Geben:
Ich bringe meinem Partner gerne kleine Aufmerksamkeiten mit.
Ich schenke oft symbolische Dinge, die Bedeutung haben.
Ich liebe es, Geschenke auszuwählen, die zeigen: „Ich habe an dich gedacht.“
Ich überlege mir bewusst kleine Überraschungen ohne Anlass.
Ich nutze Geschenke gezielt, um besondere Momente in unserer Beziehung hervorzuheben.
4. Hilfsbereitschaft (Acts of Service)
Empfangen:
Ich fühle mich geliebt, wenn mein Partner mir im Alltag etwas abnimmt.
Mir bedeutet praktische Hilfe mehr als Komplimente.
Ich wünsche mir oft, dass mein Partner mir Arbeit abnimmt, auch ohne dass ich es ansprechen muss.
Ich merke sofort, wenn ich mit allem allein gelassen werde.
Kleine Hilfen im Alltag wie Müll rausbringen bedeuten mir sehr viel.
Geben:
Ich erledige Dinge für meinen Partner, ohne dass er/sie mich darum bittet.
Ich sehe praktische Hilfe als selbstverständlich.
Ich helfe aktiv, wenn ich merke, dass mein Partner gestresst ist.
Ich übernehme bewusst Aufgaben, um zu entlasten.
Für mich ist Hilfe im Alltag ein größerer Liebesbeweis als ein Kompliment.
5. Körperliche Nähe (Physical Touch)
Empfangen:
Umarmungen oder Händchenhalten geben mir Sicherheit auch ohne Worte.
Ich fühle mich ungeliebt, wenn körperliche Nähe fehlt.
Schon kleine Berührungen geben mir Sicherheit.
Initiative von körperlicher Intimität ist für mich ein zentraler Ausdruck von Liebe.
Ich fühle mich meinem Partner besonders verbunden, wenn wir uns oft berühren.
Geben:
Ich suche bewusst Körperkontakt im Alltag.
Ich begrüße meinen Partner mit einer Berührung oder Umarmung.
Ich halte gerne Händchen oder lege die Hand auf die Schulter.
Körperliche Nähe ist für mich selbstverständlich, wenn ich jemanden liebe.
Ich nutze Berührung aktiv, um Nähe und Sicherheit zu vermitteln.
Auswertung
Addiere jetzt deine Punkte pro Kategorie – separat für Empfangen und für Geben.
Maximal sind 25 Punkte pro Bereich möglich. Die Sprache mit der höchsten Punktzahl ist deine Hauptsprache. Auch die anderen spielen eine Rolle, nur eben schwächer ausgeprägt.
Achte besonders darauf, ob du Unterschiede zwischen Empfangen und Geben hast. Das ist oft ein Schlüssel, um Missverständnisse in Beziehungen zu vermeiden.
Interpretation
Vielleicht stellst du fest, dass deine Ergebnisse auf den ersten Blick nicht zu deinem Selbstbild passen. Das ist völlig normal. Manche Menschen haben eine klare Hauptsprache, andere zwei starke Kombinationen, und fast jeder hat zusätzlich Nebensprachen. Wichtig ist nicht, dich in eine Schublade zu stecken, sondern zu verstehen, wie du Liebe wahrnimmst und ausdrückst.
Besonders spannend sind Unterschiede zwischen Empfangen und Geben: Hast du z. B. beim Empfangen hohe Werte bei Zweisamkeit, beim Geben aber hohe Werte bei Hilfsbereitschaft, dann heißt das: Du gibst Liebe durch Taten, brauchst selbst aber Aufmerksamkeit und Zeit, um dich wirklich geliebt zu fühlen. Genau hier entstehen oft die größten Missverständnisse in Partnerschaften.
Und noch etwas: Deine Liebessprachen können sich verändern – je nach Lebensphase, Stresslevel oder den aktuellen Umständen. Was dir heute am wichtigsten ist, kann in fünf Monaten schon ganz anders sein. Deshalb lohnt es sich, diesen Test regelmäßig zu wiederholen und mit deinem Partner ins Gespräch zu gehen.
Fazit - Die 5 Sprachen der Liebe
Die 5 Sprachen der Liebe sind kein starres System, sondern ein Werkzeug, um dich und deinen Partner oder deine Mitmenschen generell besser zu verstehen. Wenn ihr lernt, die Sprachen flexibel zu nutzen, entsteht mehr Nähe, Respekt und gegenseitige Wertschätzung.
Wenn du merkst, dass es euch schwerfällt, diese Erkenntnisse im Alltag umzusetzen, unterstütze ich dich/euch gerne in meiner Praxis für Paartherapie in München oder auch online.



