Bist du dir unsicher, ob eine Psychotherapie dir helfen kann? Oder möchtest du die Voraussetzungen wissen, ab wann eine Therapie wirklich sinnvoll ist? Dann bist du hier genau richtig. In diesem Beitrag geht es um die Kriterien für und gegen eine psychotherapeutische Behandlung. Außerdem sollen gewisse Vorurteile aufgeklärt, und zum Denken angeregt werden.
WICHTIG: Wenn du akut in einer Krise bist (Selbstmordgefahr), suche dir bitte sofort Hilfe! Es gibt kostenfreie und anonyme Anlaufstellen wie Sorgentelefone oder Suizidhotlines. Ich unterstütze dich gerne in meiner Praxis, liste hier aber auch Telefonnummern für kostenfreie und anonyme Hilfe in kritischen Situationen auf.
TelefonSeelsorge: 0800 1110111 oder 0800 1110222
Notruf: Krisendienst Psychiatrie München: (089) 7295960
Praxis Tel.: 01742565122
Psychotherapie
Definition: Psychotherapie ist eine Behandlung, die darauf abzielt, emotionales Leiden, psychische Störungen und Verhaltensprobleme durch den Dialog zwischen Therapeutinnen und Klientinnen zu lindern. Der Begriff setzt sich aus den griechischen Wörtern „psyche“ (Seele) und „therapeia“ (Heilung) zusammen und beschreibt den Prozess der Heilung oder Linderung von seelischem Leid.
Zitat: „Die Psychotherapie ist ein Weg, das eigene Selbst zu entdecken und zu heilen - eine Reise zu den verborgenen Schätzen der Seele.“ - Irvin D. Yalom
Warum viele zu lange abwarten?
Psychotherapie ist immer noch sehr mit Vorurteilen behaftet, und zu wenige sprechen offen darüber. Das führt oft zu großen Wissenslücken, und nur wenige, die Hilfe benötigen würden, sprechen es an oder wissen, wo sie Unterstützung finden. Viele zögern, Hilfe zu suchen, aus Angst als „verrückt“ zu gelten. Dadurch versuchen viele, ihre Probleme selbst zu lösen. Das kann manchmal funktionieren, aber bei psychischen Erkrankungen, traumatischen Ereignissen, chronischem Stress oder anderen Herausforderungen hilft oft nur Therapie. Wenn du Kopfschmerzen hast, gehst du auch nicht direkt zum Arzt. Allerdings, wenn die Kopfschmerzen immer wiederkehren und nicht verschwinden, hilft nur der Besuch beim Arzt.
Und wichtig zu bemerken: Wir sprechen mit Familie und Freunden über unsere schlimmen Kopfschmerzen! Wieso also nicht auch manchmal über unsere psychischen Beschwerden sprechen?
Ist mein Problem schlimm genug?
Viele wissen nicht, ab welchem Punkt psychotherapeutische Hilfe notwendig oder hilfreich ist. Wie oft redest du dir selbst ein: „Meine Probleme sind doch gar nicht schlimm“, „Ich bin doch nicht verrückt“, aber leidest offensichtlich unter den Umständen? Aber ab wann ist es denn schlimm genug? Wieso warten, bis es nicht mehr auszuhalten ist, und der Leidensdruck so mächtig wird, dass wir unseren Alltag nicht mehr bestreiten können oder die Beschwerden chronisch werden? Ist es nicht sinnvoll, bereits vorher einzuschreiten und schon früher nach Lösungen und Hilfe zu suchen?
Ähnlich wie bei körperlichen Beschwerden - rechtzeitige Hilfe kann vieles verbessern.
Es gibt kein Thema, das „nicht schlimm genug“ ist. Jeder Mensch hat andere Voraussetzungen und empfindet unterschiedliche Herausforderungen unterschiedlich anstrengend. Daher ist es besser, sich schon früh Unterstützung zu suchen und über deine individuellen Themen zu sprechen. Psychische Belastung kann sich genauso wie körperliche Krankheiten verschlimmern oder chronisch werden, wenn nichts dagegen unternommen wird.
Kriterien FÜR eine Psychotherapie:
Leidensdruck:
Leidensdruck bezeichnet das Gefühl, dass die aktuelle Situation, der emotionale Zustand oder die Lebensumstände als stark belastend oder unerträglich empfunden werden. In vielen Fällen ist Leidensdruck ein wesentlicher Faktor, der Menschen dazu motiviert, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Erwartungen an die Psychotherapie:
Psychotherapie ist: Hilfe zur Selbsthilfe. Es reicht nicht aus, nur anwesend zu sein. Wichtig ist, dass du als Klient mitarbeitest. Ich begleite und unterstütze dich in deiner individuellen Situation, mit verschiedenen Ansätzen und Methoden, um deine Erwartungen und Ziele zu erreichen und die Beschwerden zu lindern. Zusätzlich mache ich dich zum Experten deiner eigenen Probleme, so dass du zukünftig besser mit auftretenden Herausforderungen umgehen kannst.
Veränderungsmotivation:
Die Bereitschaft aktiv an der Veränderung der Situation zu erarbeiten. Therapie kann sehr leicht aber auch sehr schwierig sein und je nach Herausforderung kürzer oder länger dauern. Dementsprechend hängt es von deiner Motivation ab, die Situation und auch dich selbst zu verändern. Du arbeitest gemeinsam mit mir, an Veränderung und vor Allem an der Verbesserung deiner Lebensqualität.
Bild des Bergführers: Der Bergführer (Therapeut*innen) kann dir den Weg zum Gipfel zeigen und mit dir gemeinsam den Gipfel besteigen, aber den Weg hinauf gehen, musst du selbst.
Kriterien GEGEN eine ambulante Psychotherapie:
Akute Abhängigkeit von Substanzen:
Bei Sucht oder Drogenabhängigkeit ist ein stationärer Entzug und eine Entwöhnung in einer Klinik sinnvoll, bevor es zur ambulanten Therapie kommen sollte, weil bei einem Entzug und der Entwöhnung starke und sehr gefährliche körperliche Entzugserscheinungen auftreten können.
Sucht & Drogen Hotline: 01806 313031
Akute Magersucht (Anorexia Nervosa):
Bei starkem Untergewicht, kann es zu starken körperlichen Beschwerden kommen. Daher ist hier die stationäre Behandlung vorzuziehen. Erst, wenn die körperlichen Beschwerden und das Körpergewicht stabilisiert sind, ist es für die Klient*innen sicher genug, um ambulant psychotherapeutisch behandelt zu werden.
Akute Psychosen:
Schwere psychische Erkrankungen wie Schizophrenie oder Ähnliches, erfordern oft eine stationäre und eventuell auch medikamentöse Behandlung.
Bei akuter Eigen- oder Fremdgefährung (Suizidalität):
Wenn Klient*innen sich nicht mehr von der Suizidalität abgrenzen können, also nicht sicher behaupten können, dass sie sich nichts antun werden, ist aus Sicherheitsgründen eine stationäre Therapie vorzuziehen.
Notruf: Krisendienst Psychiatrie München: (089) 7295960
Körperliche Erkrankungen:
Durch verschiedene körperliche Erkrankungen können auch psychische Symptome hervorgerufen werden. Zum Beispiel: Verwirrtheit, Desorientierung durch einen Tumor oder depressive Symptome durch eine Schilddrüsenunterfunktion. Deshalb sollte eine ärztliche Untersuchung erfolgen, um körperliche Ursachen auszuschließen.
AUSNAHME: Manche körperliche Erkrankungen wie Krebs, Multiple Sklerose und Ähnliches sind mental sehr belastend. Man kann mit Psychotherapie leider keine physisch bedingten Krankheiten heilen, aber Betroffene und Angehörige in der mental, extrem belastenden Situation unterstützen.
Fazit:
Es ist keine Schande, dir professionelle Hilfe zu suchen. Die Stärksten und Klügsten sind diejenigen, die sich die Schwäche eingestehen und sich die notwendige Hilfe suchen. Der erste Schritt ist oft der schwierigste.
Mein persönlicher Rat und eine Bitte an ALLE, betroffen oder nicht: Das Thema Psychotherapie muss normalisiert werden! Sprecht mit eurer Familie und euren Freunden und helft euch und anderen, sich selbst zu helfen! Es gibt viele Situationen, die man nicht selbst bewältigen kann. Und wir sollten in unserer Gesellschaft für weniger Scham und mehr Aufmerksamkeit sorgen.
Falls du unsicher bist, ob eine Psychotherapie dir helfen kann oder notwendig ist, kannst du mich kostenfrei kontaktieren. Wir besprechen deine individuelle Situation und ob eine Therapie notwendig ist oder wo du die Hilfe bekommst, die du benötigst.
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